Wenn es euch geht wie mir vor der Reise, werdet ihr bei obiger Überschrift wahlweise schmunzeln oder vielleicht sogar ein wenig verächtlich den Kopf schütteln.
Die Ärmsten, brauchen sie tatsächlich URLAUB vom URLAUB! Das mag im ersten Moment verdammt dekadent klingen in den Ohren derer, die beim Blick aus dem Fenster tristes Schmuddelwetter vor der Nase haben.
Solche Gedanken hatte zumindest ich und ich kann jeden verstehen, dem es auch so geht. Und doch: Mittlerweile kann ich nachvollziehen, warum jemand eine Auszeit vom ständigen Ortswechsel sucht.
In den ersten drei bis vier Wochen unserer Reise sind wir ganz schön rumgekommen. Sind von Bangkok nach Ayutthaya nach Sukhothai nach Chiang Mai gefahren. Dann über Bangkok gar das Land gewechselt und nach Kuala Lumpur in Malaysia gereist. Von dort weiter nach Malakka, zurück nach Kuala Lumpur und nach einem kurzen Abstecher in Georgetown nach Kambodscha zu den Tempeln von Angkor.
Nicht falsch verstehen: Wir wollten das so. Schließlich wussten wir im Vorfeld, dass unser Zeitplan eng und das Programm straff werden würde, wenn wir uns genau daran hielten. Doch wie im Artikel zur Reiseplanung schon geschrieben: Pläne sind da, um geändert zu werden. Und Unwägbarkeiten lassen sich im Vorfeld zwar theoretisch erahnen, jedoch nicht voraussehen.
So machte uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung. Statt den kompletten Januar in Thailand und dort die letzten Wochen des Monats am Strand zu verbringen, disponierten wir aufgrund starker, anhaltender Regenfälle um und flogen zunächst nach Malaysia. Dort freuten wir uns sehr auf die Cameron Highlands, doch auch dieser Ausflug fiel sprichwörtlich ins Wasser. Im Vertrauen in die Fähigkeiten meteorologischer Experten setzten wir Segel gen Kambodscha — und wurden zum Glück nicht enttäuscht.
Nach der Besichtigung der imposanten Tempel von Angkor stellte sich die Frage: Wohin als nächstes? Laos stand noch auf dem Zettel, außerdem Georgetown im Norden Malaysias sowie die Insel Langkawi. Wir mussten abwägen zwischen erneutem Länderwechsel oder dem vergleichsweise teuren Leben an den Stränden der malayischen Halbinsel. Schnell merkten wir, dass wir beide keine große Lust mehr hatten auf ständiges Kofferschleppen, Fliegen, Busfahren, neue Hotelzimmer in anderer Umgebung. Gründe, weswegen wir uns ursprünglich besonders auf Thailand gefreut haben waren Sonne, Meer, Strand und vor allem: Entspannung. Wir sehnten uns danach, den Koffer in die Ecke zu stellen und so schnell nicht wieder anpacken zu müssen. Nach reiflicher Überlegung stand unser Entschluss fest: Wir lassen Laos, die Cameron Highlands und Langkawi aus und…
…fliegen zurück nach Thailand!
Die Wetterberichte zeigten sich für Februar zum Glück etwas freundlicher und wir waren bereit, das Risiko kurzer oder auch längerer Regenschauer in Kauf zu nehmen. So buchten wir das Ticket von Kuala Lumpur nach Krabi und saßen am 31. Januar im Flieger gen Thailand.
Ao Nang in Krabi: Gar nicht mal so toll hier
Krabi zeigte sich bei meinen bisherigen Reisen in den Süden Thailands als guter Umschlagplatz für Transporte von A nach B. Mit dem Minivan erreicht man umliegende Inseln wie Koh Lanta, Koh Phi Phi (bekannt durch den Maya-Strand, an dem „The Beach“ mit Leonardo DiCaprio gedreht wurde) oder auch Regionen auf dem Festland wie Khao Lak in kurzer Zeit.
Spricht man von Krabi, gilt es zu unterscheiden zwischen Krabi-Stadt und der Provinz Krabi. Die Stadt wird nur von wenigen Reisenden zum Übernachten genutzt, die meisten zieht es rasch weiter auf oben genannte Inseln oder an die nahen Strände von Ao Nang und Umgebung. Unsere Idee ist, selbst ein paar Tage in Ao Nang zu bleiben, von dort weiter ins nördlich gelegene Khao Lak zu fahren und im Anschluss nach Koh Lanta überzusetzen.
Wir checken im Morning Minihouse ein, einem privatgeführten Guesthouse mit 12 Zimmern, circa 15 Gehminuten vom Ao Nang Beach und Nopparat Thara Beach entfernt. Schon beim Empfang kümmern sich die beiden Betreiber rührend um uns und wir merken sofort, dass hier eine sehr persönliche, herzliche Atmosphäre herrscht. Unser Zimmer führt den guten Eindruck fort: Groß, hell und sauber — wir fühlen uns auf Anhieb wohl. Absolute Empfehlung! Da unser Schlafquartier noch nicht fertig ist, machen wir uns auf zu einer ersten Erkundungstour. In den Bewertungen des Gästehauses wurden wir schon vorgewarnt, dass der Weg zu den Stränden gut befahren und besonders nachts aufgrund stellenweise fehlender Beleuchtung nicht zu unterschätzen ist. Mit der Taschenlampe des Smartphones ist der moderne Mensch jedoch bestens gerüstet.
Von Ao Nang und besonders dem Railey Beach (wahlweise auch Raleigh, Railay oder Rai Leh, da ist sich der Thai nicht ganz einig) habe ich viel Positives gehört. Umso ernüchternder zeigt sich der erste Besuch am Nopparat Thara Beach: Die Umgebung wirkt schmutzig, es stinkt nach Abfall und durch die direkte Lage an einer vielbefahrenen Straße und der lärmenden Baustelle nebenan will nicht so wirklich Urlaubs-Feeling aufkommen.
Nun gut, sagen wir uns, die Leute kommen ja auch wegen des Ao Nang Beach und Railey Beach (oder Raleigh oder…) hierher, sehen wir uns also weiter um. Der Weg zum Strand von Ao Nang ist rechts und links gepflastert mit Verkaufsständen, Restaurants, Bars und Tourenanbietern. Keine Frage: Der Tourismus hat die kleine Region fest in der Hand. Wer ursprüngliches Thailand oder einfach nur Ruhe sucht, ist hier definitiv falsch. Desto später der Abend, desto mehr Menschen aus aller Herren Länder — und dennoch vorwiegend westlich aussehende Besucher — schieben sich träge durch die Straßen. Sieht man von den Garküchen und deren lautstark werbenden Betreibern (Sawadeeee Khaaaa!) einmal ab, könnte das hier genauso gut eine Balearen- oder Kanaren-Insel sein.
Wie viele andere wollen auch wir uns den Sonnenuntergang über dem Wasser ansehen und werden nicht enttäuscht: Hier spielt der Ao Nang Beach aus, was thailändische Strände weltweit so berühmt macht:
Raileeey, Raileeeeeey!
Ausgeschlafen machen wir uns am nächsten Tag auf, der Umgebung eine zweite Chance zu geben und buchen für insgesamt 400 Baht (rund 10 Euro) die Überfahrt zum Railey Beach per Longtailboot. Der Strand, berühmt durch die aus dem Wasser ragenden Karstfelsen, gilt als Postkartenmotiv von Krabi und ist nur auf dem Wasserweg erreichbar. Sobald genügend Leute zusammen sind, ruft der Bootsmann „Raileeey, Raileeeeey“ über den Platz und bedeutet den wartenden Passagieren damit, einzusteigen. Da das Wasser zu niedrig steht, um am Strand anzulegen, waten wir durchs kniehohe Nass zu unserem Boot. Es dauert eine Weile, bis auch der letzte seinen Koffer (am Railey Beach kann man also auch übernachten) über die hölzerne Schale ins Innere gehievt hat. Die Überfahrt dauert nur rund 15 Minuten und bietet bestimmt schöne Ausblicke — so das Wetter mitspielt, was es in unserem Fall leider nicht tut. Was sich durch die grauen Wolken am Himmel schon abzeichnete, findet nun seine Fortsetzung in einem satten Regenguss. Dieser ist zum Glück nur von kurzer Dauer, einen Mango-Smoothie am Strand später können wir uns schon wieder nach draußen wagen.
Doch mit blauem Himmel ist heute nicht mehr zu rechnen. Wir sehen’s positiv und freuen uns, den ersten Insel-Tag ohne Sonnenbrand zu überstehen.
Das Pech mit dem Wetter mal außen vor gelassen, zählt der Railey Beach — wie schon Ao Nang — aus mehrerlei Gründen nicht zu unseren Favoriten. Wir finden, zu einem schönen Strand gehört auch, dass er eben nicht von Menschen überlaufen, von Motorbooten übertönt und von Einkaufsmöglichkeiten übersät ist. Zumal man Railey nicht mal eben zu Fuß vom Festland aus erreichen kann, sondern immer die kostspielige Variante per Longtail nehmen muss. Natürlich kann man auch in einem der Resorts auf der Halbinsel übernachten, was jedoch schätzungsweise auch nicht ganz billig sein dürfte.
Ganz froh darüber, dass die Strände von Krabi nicht meinen ersten Kontakt mit Sonne, Sand und Meer in Thailand darstellen, versichere ich Verena, dass da noch schönere Gegenden auf uns warten, beispielsweise auf Koh Lanta. Doch zuvor wollen wir ja noch dem nördlich gelegenen Khao Lak einen Besuch abstatten — der Region, die 2004 vom zerstörerischen Tsunami besonders stark betroffen war. Hier soll alles etwas langsamer, ruhiger, entschleunigter vonstatten gehen und zwar touristisch gut ausgebaut, jedoch nicht zu überlaufen sein. Also eigentlich genau das, wonach wir derzeit suchen.
Ohne zu große Erwartungen treten wir tags darauf unsere Weiterreise per Minivan an, nichtsahnend, dass dieser kleine Ort unsere Pläne ein ums andere Mal völlig über den Haufen werfen sollte.
Doch dazu mehr im nächsten Beitrag.
2 Comments
Dass man mal Urlaub vom Urlaub braucht, kann ich absolut nachvollziehen. Besonders dann, wenn man einfach zu viel in zu kurzer Zeit gesehen hat, braucht man ein bisschen Ruhe und einen Ort, an dem man einfach mal die Seele baumeln lassen kann. Bin da also voll bei euch.
Herzlich,
Anna
Hey Anna,
freut uns, dass du das genauso siehst. 🙂 Die Eindrücke, die wir bisher beim Umherreisen gesammelt haben, wollen wir natürlich keineswegs missen. Doch momentan ist es einfach ungemein entspannend, an einem Ort zu verweilen und dort vielleicht auch mal Dinge zu tun, die bei einem Kurzbesuch keinen Platz hätten.
Grüße aus Khao Lak,
Matthias