Man kann wahrlich nicht behaupten, wir seien Tempel-faul. Zugegeben: In Bangkok haben wir die typischen Vertreter wie den Großen Palast, Wat Pho und Wat Arun ausgelassen. Das lag jedoch an den umfassenden Traueraktivitäten der Thais anlässlich ihres kürzlich verstobenen Königs. In die Nähe der Palastmauern durften wir nur nach reichlicher Sicherheitskontrolle durch die Polizei, vor den Toren selbst hat sich bei unserer Ankunft bereits eine kilometerlange Schlange schwarztragender Menschen gebildet. Als Tourist an diesem Tag munteres Sightseeing betreiben? Unmöglich.
In Thailand waren wir dafür in Ayutthaya und gleich für mehrere Tage im schönen Sukhothai, wo wir die historische Altstadt auf dem Fahrrad erkundet haben. Auch in Chiang Mai haben wir viele kleine und große Tempel gesehen, allen voran natürlich das Wahrzeichen der Stadt, den Doi Suthep.
Während der Vorbereitung auf unsere Reise kam uns eine Sehenswürdigkeit jedoch immer wieder unter. Ganz gleich, welchen Asien-Reisenden man auch befragte, alle sprachen sie wie aus einem Mund: Angkor Wat. Selbst, wenn man mit Tempel-Sightseeing eigentlich durch sei, solle man sich diese Anlage unbedingt ansehen. Und wer wären wir, würden wir auf gute Ratschläge nicht hören?
Die Region Angkor: Mehr als nur ein Tempel
Wer von Angkor Wat spricht, meint meist gar nicht nur die Hauptsehenswürdigkeit an sich, sondern die gesamte Anlage Angkor. Diese beherbergt mehr als 1.000 Tempel und Heiligtümer unterschiedlichster Größe — hier kann man sich also herrlich austoben. Die meisten Besucher kommen zwischen ein und drei Tagen nach Siem Reap, häufig als Ausflügler aus dem 400 Kilometer entfernten Bangkok. In der Praxis haben sich gezielte Touren zu einer Auswahl der schönsten Ruinen etabliert, die man entsprechend der zur Verfügung stehenden Zeit besichtigen kann.
Wir sind, inklusive An- und Abreise, für drei Tage in Kambodscha und entscheiden uns für den sogenannten kleinen Rundkurs (Little Circuit), der uns zu den Tempeln Angkor Wat, Bayon, Ta Prohm und Phnom Bakheng führt. Die Anzahl der in der Tour inbegriffenen Spots variiert von Anbieter zu Anbieter, zumindest aber Angkor Wat, Ta Prohm und Bayon sind in der kleinen Runde standardmäßig immer enthalten.
Wie im Bericht zu unserer Anreise nach Siem Reap bereits beschrieben, haben wir unser Ticket am Abend zuvor gekauft. So haben wir die Möglichkeit, uns die Anlage um Angkor Wat im goldenen Licht der Abendsonne aus der Ferne anzusehen, bevor es dann am nächsten Tag mitten rein geht ins Herz der alten Ruinenstätte.
Der größte Tempelkomplex der Welt: Angkor Wat
Am Morgen werden wir pünktlich um 8:00 Uhr von unserem Fahrer im Hotel abgeholt und machen uns auf den Weg zum ersten Etappenziel: Angkor Wat höchstselbst.
Grundsätzlich ist es von Vorteil, rechtzeitig aufzubrechen. Nicht nur, dass der Zeitplan auch bei der kleinen Tour schon eng gestrickt ist. Gegen Mittag wird es asientypisch teils unerträglich heiß und die schattenspendenden Plätze innerhalb der Anlagen sind aufgrund der Masse an Touristen schnell besetzt. Die Pause zur Nahrungsaufnahme sollte man daher zur Zeit der größten Hitze am Mittag einlegen.
War das Wetter bislang nicht immer auf unserer Seite, haben wir heute mehr Glück: Über uns strahlt ein blauer Himmel, nur stellenweise von weißen Wolken durchzogen. Zeitweise ist es zum Fotografieren fast schon zu hell, so dass Objekte schnell mal ungewollt harte Schatten werfen. Einige gelungene Aufnahmen sind trotzdem entstanden:
Die Anlage ist erwartungsgemäß riesig, trotzdem hat man die schönsten Fotomotive nie für sich alleine. Hier hilft nur: Geduldig sein oder die Perspektive ändern. Das gilt besonders für die beengten Innenräume der Ruinen.
Im wahrsten Sinne des Wortes „besten Licht“ präsentiert sich Angkor Wat in den frühen Abendstunden, wenn die Sonne über der Anlage untergeht und sie in warme Orange- und Rottöne färbt.
Bayon: Der Tempel der steinernden Gesichter
Zweite Station unserer Tour ist der Tempel Bayon, der neben Angkor Wat zu den berühmtesten Sehenswürdigkeiten der Region gehört. Das liegt besonders an den aus Stein gemeißelten Gesichtern, die von meterhohen Türmen lächelnd auf die Besucher herabblicken.
Bereits auf dem Weg dorthin passieren wir Figuren aus Stein und durchfahren einen fein bearbeiteten Torbogen.
Ursprünglich standen in Bayon knapp 50 Türme, von denen heute nur noch 37 — zum Teil wiedererrichtete — vorhanden sind. Auf den meisten davon sind vier Gesichter zu sehen, die in die vier Haupthimmelsrichtungen blicken. Insgesamt soll es einst rund 200 solcher steinerner Gesichter in Bayon gegeben haben.
Ta Prohm alias „Der Tomb Raider-Tempel“
Auf den nächsten Stop hatten wir uns besonders gefreut. Ta Prohm erlangte nicht zuletzt als Kulisse des ersten Tomb Raider-Films mit Angelina Jolie an Berühmtheit. Das Setting hätte nicht besser gewählt werden können: Die riesigen Bäume mit ihren mächtigen Wurzeln werfen angenehm kühlende Schatten, während das Sonnenlicht durch das grüne Blätterdach leuchtet und die maroden Steinmauern in warmes Licht hüllt. Das alles verleiht Ta Prohm eine ungemein mystische Atmosphäre. Ein ums andere Mal zupfe ich in Gedanken meinen Schlapphut zurecht und prüfe den Sitz meiner imaginären Peitsche. Ja, auch Indiana Jones hätte hier seinen Spaß.
Banteay Kdei: Das kleine Abbild des Ta Prohm
Nachdem wir von unserem Taxifahrer zu einem recht hochpreisigen Restaurant gefahren werden, um zu Mittag zu essen, machen wir uns auf zum Banteay Kdei. Eher seltener Bestandteil der kleinen Tour, ist es hier deutlich ruhiger als bei den Tempeln zuvor. Der Bau ähnelt dem des Ta Prohm, zeigt sich aber weniger verziert und kleiner.
Es ist inzwischen nach 16 Uhr und unser Fahrer bietet uns an, noch zu den Floating Villages zu fahren. Verschwitzt und müde ziehen wir es vor, nochmal zum Angkor Wat gebracht zu werden und den Tag dort mit einem weiteren Sonnenuntergang ausklingen zu lassen.
Fazit
Keine Frage: Ein Besuch der Tempelanlagen von Angkor lohnt in jedem Fall. Wir waren mit der Ein-Tages-Tour und dem Little Circuit sehr zufrieden. Gut möglich, dass sich bei der großen Tour das Gesehene in abgewandelter Form auf Dauer wiederholt und ein wenig abnutzt. Doch egal wie viel Zeit man letztlich hat: Angucken, jetzt!
P.S.: Alle Bilder findet ihr übrigens wie immer in der entsprechenden Galerie.
Gefallen euch die Impressionen von Angkor? Wer hat vielleicht selbst schon den großen Rundgang gemacht und kann erzählen, inwieweit sich dieser lohnt? Ab in die Kommentare damit!
2 Comments
Ich bin sooo unglaublich neidisch und freue mich wahnsinnig zugleich für euch 🙂
Vielen Dank für die tollen Eindrücke in Wort und Bild.
Apropos Bild: atemberaubende Schnappschüsse habt ihr da. Vor allem das vom Baum in Ta Prohm ist klasse!
Ich fänds übrigens super, wenn ihr eure Spuren bzw. Wege auf einer Karte verewigt 😀
Dann muss ich nicht immer bei Google Maps schauen 😛
Liebste Grüße,
Eva
Hey Eva,
danke für die Blumen 🙂 Die Sache mit der Karte steht tatsächlich auf der Liste der Dinge, die (irgendwann mal) für den Blog angedacht sind. Bislang hab‘ ich keine zufriedenstellende Lösung gefunden 😉 Immerhin: Desto mehr du dich selbst mit der Recherche bei Google Maps beschäftigen musst, desto größter ist der Lerneffekt. Erdkunde 2.0, sozusagen 😉