Wer unsere Reise visuell via Instagram-Stream mitverfolgt wird sicher schon bemerkt haben, dass dort in den letzten Tagen vornehmlich Bilder von unserem Besuch der Tempel rund um Angkor zu sehen sind. Die Anlage macht es einem dank vieler toller Motive aber auch wirklich leicht, sich in ihr zu verlieren. Damit das Ganze übersichtlich bleibt und wir genügend Platz für all die tollen Bilder haben, teile ich den Beitrag zu Kambodscha in zwei Teile auf. Heute soll es um die Anreise nach Siem Reap gehen, der nächste Bericht befasst sich dann mit unserem Ausflug zu den Tempeln und Ruinen. Legen wir los!
Alle Wege führen nach Angkor
Wie im Artikel über Kuala Lumpur schon angesprochen, dient die malaiische Hauptstadt als Ausgangspunkt für unsere weiteren Reisen in Südostasien. Von hier sind wir bestens vernetzt, um in jeden Winkel der Region zu gelangen. Für die Anreise nach Kambodscha, genauer gesagt nach Siem Reap, bieten sich mehrere Optionen an. Die Hauptstadt der gleichnamigen Region ist Ausgangspunkt für Besuche der Tempel und lässt sich von Bangkok aus mit der Kombination aus Zug/Bus/Taxi in rund einem Tag erreichen. Die Visa-Formalitäten an der Grenze bei Poipet sind mehreren Quellen nach recht einfach zu bewerkstelligen. Allerdings ist darauf zu achten, dass wohl nicht an jedem Übergang ohne weiteres auf dem Landweg nach Kambodscha eingereist werden kann. Zudem bergen diese Posten immer auch die Gefahr korrupter launischer Beamter, die einfach mal so die Preise für Visa anheben, wenn ihnen danach ist. Auf tripangkor.com hat Patrick das gesamte Prozedere samt Vor- und Nachteilen sehr anschaulich dargestellt.
Passierschein A38, bitte!
Die zwar etwas teurere aber auch zeitsparendere Variante bietet sich mit Nutzung des Flugzeugs. Bei AirAsia erstehen wir Hin-und Rückflug-Tickets zu 95 Euro pro Person und haben nach nur 2 Stunden Flugzeit kambodschanischen Boden unter den Füßen.
Noch während des Flugs bekommen wir Formulare ausgehändigt, die wir zum Antrag des Visa on Arrival ausfüllen müssen. Das machen wir natürlich artig, um später gut vorbereitet zu sein. Aus dem Internet wissen wir, dass für das Visum eine Gebühr von 30 US-Dollar fällig wird, außerdem muss man ein biometrisches Passbild vorlegen. Das Geld besorgen wir uns noch am Flughafen in Kuala Lumpur und nehmen der Vorsorge halber gleich mal etwas mehr mit. Eine gute Entscheidung, denn in Kambodscha — oder zumindest im sehr touristischen Siem Reap — sind die Preise in der amerikanischen Währung angegeben, Wechselgeld besteht aus einer Mischung aus Dollar und kambodschanischem Riel.
So marschieren wir also nach der Ankunft am Flughafen frohen Mutes in die kleine Wartehalle ein. Palmen säumen den Weg und steinerne Figuren und warmes Holz verleihen den Räumen etwas Einladendes. Ein Begriff, der auf den werten Herren in der Passkontrolle nicht so recht zutreffen mag. Ziemlich ruppig nimmt er die ausgefüllten Einreisepapiere entgegen, streckt uns im Gegenzug ein anderes Dokument hin und nuschelt etwas in unverständlichem Kauderwelsch. Es handelt sich offenbar um ein weiteres Visa-Formular, auf dem wir nochmal die exakt selben Angaben machen wie zuvor — doppelt hält bekanntlich besser.
Und wo wir gerade bei Sprichwörtern sind, hier gleich noch eins: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Wir haben bis jetzt noch nicht herausfinden können, ob es sich bei diesem Ausspruch nicht insgeheim doch um das Kredo der kambodschanischen Behörden handelt — wundern würde es uns jedenfalls nicht. Nachdem nämlich — nennen wir ihn der Einfachheit halber mal Grimmiger Passmensch 1 — nachdem also nun Grimmiger Passmensch 1 die ausgefüllten Papiere entgegennimmt, wirft er nur einen flüchtigen Blick darauf und reicht sie dann an Grimmiger Passmensch 2 weiter. Der wiederum kritzelt mit Kuli irgendwas Unleserliches aufs Papier und setzt mit einer beherzten Armbewegung einen Stempel drunter. Wir werden in der Zwischenzeit von Grimmiger Passmensch 1 dazu angehalten, weiterzugehen und am anderen Ende des langen Counters zu warten. Wir laufen also einmal im großen Bogen an zig Schaltern vorbei, hinter denen weitere hochoffiziell aussehende Damen und Herren sitzen.
Wir stellen uns in den Pulk wartender Reisender, die alle ein wenig fragend dreinschauen. Nach einer Weile mache ich mir den Spaß und beginne zu zählen.
1…2…3…4….
…5…6…7…
8.9.10.
Mein Blick schweift über die Schalter und ich beende meine Zählung bei 13.
Dreizehn (!) Beamte sitzen da in Reih‘ und Glied wie Hühner auf der Stange und bearbeiten die Reisepässe der darbenden Touristen. Das Ganze hat was von Fließbandarbeit in einer Vorschule: Der eine stempelt bunte Bildchen in die Pässe, der andere unterschreibt, die nächste korrigiert nochmal, dass der Kollege vorher auch alles richtig unterschrieben hat, dann wird eine Seite im Reisepass umgeblättert, der nachfolgende Kollege darf das Passbild einkleben und so geht es immer weiter. Am Ende halten wir unseren mit viel mühevoller Handarbeit bedachten Reisepass empor und freuen uns, tatsächlich ein bisschen im Land bleiben zu dürfen.
Angkor Wat im Sonnenuntergang und Vergnügungsmeile Pub Street
Mit dem Taxi fahren wir zu unserer Unterkunft und merken gleich: Ja, das sieht wieder viel eher nach dem Asien aus, wie wir es von Thailand her kennen. Es ist verblüffend, wie groß die Unterschiede zwischen Malaysia und den anderen Ländern in Südostasien sind. Wird Thailand oftmals gerne als das beste Einstiegsland in diese Region bezeichnet, fällt der anfängliche Kulturschock für westliche Besucher bei Malaysia vermutlich geringer aus. Wie dem auch sei: Auf der Fahrt durch Siem Reap kommen wir wieder an zahllosen Bretterbuden, brodelnden Garküchen, umherstreunenden (und kopulierenden!) Hunden und im Schatten der Bäume liegenden Menschen vorbei — typisch Südostasien eben.
Unser Fahrer gehört zur redseligen Sorte und bietet uns für den kommenden Tag seine Dienste als Tempel-Taxi zu 15 US-Dollar an. Wir haben keine Ahnung, welcher Preis gerechtfertigt wäre und fragen bei Ankunft im Hotel nach. Hier bietet man uns einen Fahrer für 14 US-Dollar an, der nicht nur die drei Anlagen der sogenannten kleinen Tour, sondern bei ausreichend Zeit auch weitere Tempel ansteuert. Das klingt natürlich noch besser und so brechen wir direkt auf, um noch am selben Abend das Ticket für die Tour am Folgetag zu kaufen. Das Ein-Tages-Ticket kostet 20 US-Dollar pro Person und wird mit einem vor Ort geschossenen Foto versehen. Den Wisch, der auf der Tour des Öfteren vorgelegt werden muss, sollte man tunlichst nicht verlieren, sonst muss kostenpflichtig ein neuer ausgestellt werden. Das alles bekommen wir übrigens vom netten kambodschanischen Ticket-Verkäufer auf Deutsch erklärt. Wir sind so baff, dass wir ganz vergessen zu fragen, woher er seine guten Sprachkenntnisse hat. Durch den Kauf des Tickets am Abend sparen wir am nächsten Morgen nicht nur Zeit, sondern kommen gleich noch in den Genuss des Sonnenuntergangs über Angkor Wat.
Mit diesem stimmungsvollen Vorgeschmack auf das, was uns am nächsten Tag erwartet, brechen wir in die Stadt auf, um noch eine Kleinigkeit zu essen. Nach einem hervorragenden indischen Essen stolpern wir auf dem Rückweg über die Pub Street, die ihrem Namen alle Ehre macht: Der gesamte Straßenzug ist rechts und links gesäumt mit Bars, Kneipen und Restaurants. Die Atmosphäre erinnert ein wenig ans irische Galway an einem Samstagabend: Überall trinkende, lachende Menschen, es blinkt und brummt und dröhnt aus allen Richtungen, aus den Lautsprechern schallt abwechselnd Live-Gesang und Radio-Musik.
Eine Sache, die ich bereits von meiner früheren Reise in Nepal kenne, betrifft das Thema Drogen, die hier wenig subtil feilgeboten werden: Nach einem unschuldigen „Taxi, Sir?“ folgt kurz darauf eine geflüsterte Aufzählung der erhältlichen Stoffe: Weed, Ecstasy, Kokain? Das Ganze wirkt durch die verschwörerische Art des Vortragens unfreiwillig komisch und wir brechen spätestens beim dritten Angebot dieser Art in herzhaftes Gelächter aus.
Insgesamt herrscht auf der Pub Street eine angenehme Stimmung und wären wir nicht so schrecklich müde, hätten wir hier sicher mehr als nur unser eines Bier getrunken.
So machen wir uns auf den Weg zurück ins Hotel und freuen uns auf den bevorstehenden Tag mit all seinen Ruinen, Tempeln und tollen Fotomotiven.
Wer war selbst schon mal in Kambodscha und hat sich die Tempel angesehen? Und wieviele Beamte hat es bei euch gebraucht, um euer Visa in den Pass zu bekommen? Schreibt es in die Kommentare!
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