Der neuerliche Blick auf den Kalender bestätigt, was wir eigentlich noch gar nicht wahrhaben wollen: Unsere Zeit in Südostasien, in Thailand und speziell in Khao Lak neigt sich dem Ende zu. Knapp zwei Monate sind wir jetzt schon unterwegs, ein Drittel der angedachten Dauer unserer Weltreise liegt damit hinter uns.
Mal ist als wäre es gestern gewesen, als wir mit flauem Gefühl im Bauch — dieser prickelnden Mischung aus Anspannung und Vorfreude — am Frankfurter Flughafen gestanden haben. In diesen Momenten fühlt es sich an, als würden die Tage nur so an uns vorbeirauschen.
Und dann, wenn wir einen Augenblick innehalten und Revue passieren lassen, was wir in den vergangenen Wochen schon alles gesehen und erlebt haben, dann kommt es uns vor, als seien wir bereits ewig unterwegs. Kaum zu glauben, dass wir erst vor Kurzem mit dem Fahrrad durch Sukhothai gefahren, bei brütender Hitze durch Bangkok marschiert und durch die Tempel von Angkor gewandert sind.
Wahnsinn ist das.
Wahnsinn Wahnsinn Wahnsinn.
Noch viel wahnsinniger, wenn man bedenkt, was noch alles vor uns liegt, allem voran die achtwöchige Tour mit dem Camper durch Neuseeland!
Mit einem lachenden und einem weinenden Auge verabschieden wir uns also vom Nautical Home, von Khao Lak und Thailand im Wissen, dass wir baldmöglichst wiederkommen werden. Auf dem Weg nach Neuseeland werden wir mit Singapur das letzte Kapitel in Sachen Südostasien aufschlagen.
Singapur, die sterilste Stadt der Welt?
Singapur gilt bei vielen als braves, etwas langweiliges Stiefkind unter den asiatischen Städten. Zu sauber, zu strukturiert, zu westlich orientiert sei sie. Was haben wir vor unserer Ankunft nicht alles gelesen: 500 Dollar Strafe für das Kauen (!) von Kaugummi, mehrere tausend Dollar Bußgeld für zurückgelassenen Müll und natürlich die obligatorische Todesstrafe für den Besitz von und Handel mit Drogen.
Ist es in Singapur wirklich so steril und blitzblank wie man uns weismachen will?
Zugegeben: In den drei Tagen, in denen wir hier sind, erhalten wir nur eine vage Idee davon, wie Singapur tatsächlich ist. Das Viertel Geylang, in dem wir unser AirBnB-Appartement beziehen, erinnert uns jedenfalls stark an das angrenzende Malaysia, was wir bei unserem Besuch bereits als geordneter empfanden als andere Regionen in Südostasien. Geylang liegt etwas außerhalb des Stadtkerns, daher greifen wir auch hier auf die Fahrdienste von Uber zurück — eine DER Entdeckungen für uns in Asien. Dank der zugehörigen App hat man zu jeder Tages- und Nachtzeit in wenigen Minuten ein Fahrzeug parat.
Besonders hervorheben tut sich Singapur in Sachen Sauberkeit zumindest rings um unsere Unterkunft also nicht. Unser Appartement wird, wie auch schon in Chiang Mai, nicht selbst von der Eigentümerin genutzt und wirkt auch hier eher wie ein aufgestocktes Hotelzimmer samt eigener Küche und großzügigem Wohnbereich. Wir fühlen uns auf Anhieb wohl.
Alles Kuala Lumpur, oder was?
Die erwähnten Ähnlichkeiten zu Malaysia und besonders zur Hauptstadt Kuala Lumpur zeigen sich uns im weiteren Verlauf unseres Besuchs immer wieder: Stählerne Wolkenkratzer ragen in den Himmel, vor allem im belebten Einkaufsviertel rund um die Orchard Road blüht der Kommerz und die Markenartikler polieren ihre Schaufensterauslagen auf Hochglanz. Ja, in dieser Gegend und auch an anderen Stellen, wo sich viele Touristen aufhalten, präsentiert sich Singapur durchaus stylisch und aufgeräumt, wenn auch nicht unbedingt in größerem Ausmaß als die 350 Kilometer entfernte Hauptstadt Malaysias mit den markanten Zwillingstürmen.
Von den drei Tagen in Singapur fallen zwei in die Zeit wiederkehrender Regenschauer, so dass uns nicht viel mehr bleibt als durch Shopping-Malls zu schlendern und abzuwarten, bis das Schlimmste vorbei ist. Schlimm sind in diesem Zusammenhang übrigens auch die teils horrenden Preise, die auswärts Essengehen für uns quasi zum Tabu machen. Das gilt natürlich besonders für die Lokalitäten rund um die Marina Bay, doch insgesamt ist das Preisniveau hier deutlich höher als anderswo in Asien — aus Thailand kommend fällt uns das umso mehr auf.
Kurz vor unserer Abreise hat der Wettergott ein Nachsehen und schenkt uns einen weitestgehend trockenen und hier und da sogar sonnigen Tag samt schönem Abendhimmel mit Blick über die Bucht. Alleine für diesen Anblick hat sich der Abstecher gelohnt.
Trotz dass wir aufgrund des durchwachsenen Wetters nicht so ausgiebig unterwegs sind und auf kostspielige Ausflüge wie beispielsweise auf die künstliche angelegte Insel Sentosa verzichten, haben wir nicht das Gefühl, etwas verpasst zu haben. Das Marina Bay Sands, den Singapore Flyer und die Gardens by the Bay haben wir gesehen, wenn auch jeweils nur von außen — die Kosten, ich erwähnte es bereits. Ansonsten kann man hier bestimmt noch ein paar Dinge zusätzlich machen, mehr als drei Tage braucht man unserer Meinung nach aber nicht zwingend für Singapur einzuplanen.
G’day, Mate! Sydney in 72 Stunden
Damit wäre es offiziell: Wir verlassen Südostasien endgültig und brechen auf in die nächste Großstadt. Auf dem Weg nach Neuseeland hätten wir ohnehin in Australien umsteigen müssen, warum also nicht etwas länger bleiben und dem Opera House, der Harbour Bridge und dem Bondi Beach einen Besuch abstatten?
Nach knapp achtstündigem Flug landen wir wohlbehalten in Sydney, wo wir abermals mit Regen begrüßt werden. Auch hier quartieren wir uns für drei Nächte in einer AirBnB-Wohnung ein, welche diesmal jedoch von ihrer Besitzerin selbst genutzt wird. Carolina und ihr Freund sind verreist und stocken über die Mieteinnahmen ihre Reisekasse auf.
Wir wohnen im Stadtteil Paddington am Rande des besonders bei Einheimischen beliebten Centennial Parks. Das wechselhafte Wetter hindert uns an einem ausgedehnten Spaziergang durch die Grünanlage, stattdessen erkunden wir die nähere Umgebung und stellen uns bei aufkommendem Regen kurzerhand unter die Vordächer der kleinen Ladengeschäfte entlang der Oxford Road.
Für den folgenden Tag haben wir uns fest vorgenommen, die Sehenswürdigkeiten der Innenstadt anzusehen — und zwar zu Fuß! Rund eine Stunde Marsch zeigt das Smartphone von Paddington aus bis zur Harbour Bridge an. So sparen wir uns nicht nur die teure Fahrt per Taxi oder Uber, sondern bekommen die schöne Gelegenheit, Sydney abseits der üblichen Touristenpfade zu erleben. Und tatsächlich haben wir Glück: Mit Ausnahme von kleineren Schauern bleibt das Wetter freundlich und so flanieren wir genüßlich durch die Innenstadt in Richtung Hafen.
Auf unserem Weg fallen uns immer wieder die roten, doppelstöckigen Hop-On/Hop-Off-Busse auf. Bislang hielt ich Stadtrundfahrten ja eher was für betagtere Damen und Herren oder schlicht fußfaules Volk, doch bei genauer Betrachtung liegen die Vorteile auf der Hand: In kurzer Zeit erreicht man alle Sehenswürdigkeiten, erhält interessante Infos, hat jederzeit die Möglichkeit, an einem Ort auszusteigen und später anderswo wieder aufzuspringen. Wir fragen bei einem der Infostände des Anbieters BIGBUS und tatsächlich, nur wenige Minuten von unserer Wohnung entfernt befindet sich eine der Haltestellen. Der Plan für den letzten Tag in Sydney steht!
Zwei Sightseeing-Linien fahren durch die Stadt, die rote Sydney Line und die blaue Bondi Line. Eine Tour dauert rund 90 Minuten, Tickets werden für 1 oder 2-Tage ausgestellt, die jeweils für beide Strecken gelten. Wir kaufen unser Tagesticket direkt beim Fahrer und bezahlen 45 AUS-Dollar pro Person — eine absolut lohnende Investition! Auf dem Dach des Busses lassen wir uns (bei mittlerweile strahlendem Sonnenschein) den kühlenden Fahrtwind durchs Gesicht wehen, während wir den Ausführungen des Guides über Kopfhörer lauschen. Keine Frage: Sydney lohnt sich definitiv für einen längeren Aufenthalt. Die vielen grünen Parkanlagen, die teils beeindruckende Architektur und der citynahe Bondi Beach erklären, warum Sydney als eine der lebenswertesten Städte der Welt gilt.
Mit diesen Eindrücken im Gepäck endet unser 72-stündiger Besuch in Australien auch schon, am nächsten Tag sitzen wir bereits im Flieger auf die Südinsel Neuseelands. Wenn wir also das nächste Mal voneinander hören, sind wir der deutschen Heimat 12 Stunden voraus.
In diesem Sinne: Bis dann vom anderen Ende der Welt!
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