Ich glaube, es gibt in einem üblichen Zwei-Wochen-Urlaub kaum etwas Ärgerlicheres, als am Ferienort im Regen zu stehen. Weil man weiß: Die Zeit ist knapp, der nächste Jahresurlaub fern und die ganze Reise am Ende auch noch ziemlich teuer.
Wenn man wie in unserem Fall ein paar Tage mehr zur Verfügung hat, sieht man das Ganze vielleicht etwas gelassener. Weil man sich schlicht denkt: Naja, kommen wir halt morgen nochmal wieder. Das klappt natürlich nicht immer, aber auf einer längeren Reise bietet sich eher mal die Chance, einen Umweg zu machen und das ausgelassene Ziel doch noch zu sehen.
Diese Einleitung kommt natürlich nicht von ungefähr und ihr lest es sicher schon heraus: Aus unserer angedachten Ayutthaya-Tempeltour wurde nichts.
Nach unserem Umzug ins andere Hotel waren wir am Abend noch eine Kleinigkeit essen und bald darauf im Bett — denn wir hatten am nächsten Tag einiges vor. Wir wollten nicht nur die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Gegend besuchen, sondern gegen Mittag bereits mit dem Zug ins rund 350 km entfernt liegende Sukhothai weiterreisen.
Ayutthaya: Sightseeing-Tour fällt ins Wasser
Ayutthaya bietet einige über die Stadt verteilt liegende Tempel und Anlagen, die wichtigsten im Geschichtspark der Stadt. Touren zu den bedeutendsten Sehenswürdigkeiten werden bereits am Bahnhof lauthals von willigen Tuk-Tuk-Fahrern angepriesen — natürlich immer in Kombination mit der großherzigen Offerte ihrer Dienste als Tourenfahrer für nur wenige Baht. Zweimal zuvor war ich bereits hier und beide Male hab‘ ich mir einen nett dreinschauenden Fahrer gesucht, ein bisschen verhandelt und letztlich gebucht. Der Tuk-Tuk-Chauffeur steht für die Dauer des Tempel-Sightseeings zur Verfügung und wartet geduldig vor den Anlagen, bis die kamerabewaffnete Touristenmeute ihre Bilder im Kasten hat und weitergekarrt werden möchte.
So gedenken auch wir die Zeit bis zur Abfahrt Richtung Norden zu verbringen. Doch bereits beim Gang zum Frühstück schwant uns Übles: Der Himmel von dunklem Grau durchzogen ist es nur eine Frage von Minuten, bis sich die Schleusen öffnen würden. Als wir auf unser Zimmer zurückkommen, gießt es dann auch schon wie aus Eimern. Keine Frage: Die Tour fällt ins Wasser. Ärgerlich zwar, doch wir haben vor, auf unserer Reise noch einmal wiederzukommen, so es sich zeitlich sinnvoll einbauen lässt. Ein kleiner Trost: Mit Sukhothai wartet sogleich ein weiteres UNESCO-Weltkulturerbe auf uns, dessen Ruinen und Statuen meiner Meinung nach sogar noch ein wenig imposanter wirken als die Anlagen in Ayutthaya.
Die nun freigewordene Zeit nutzen wir, unser weiteres Vorgehen zu planen. Sukhothai selbst ist nicht an das Zugnetz angeschlossen. Reisende fahren zunächst ins Städtchen Phisanulok, von wo aus die Passagiere mit Bussen und Taxis in einer Stunde nach Sukhothai gebracht werden. Die Fahrt mit dem Zug von Ayutthaya nach Phisanulok dauert mit dem Special Express 3,5 Stunden, mit den älteren Diesel-Maschinen ist man länger unterwegs. Wir entscheiden uns diesmal für die schnellere Reisevariante und die Fahrt in der 2. Klasse. Auffallend: Hier werden nicht nur eine warme Mahlzeit, Getränke und süße Desserts verteilt, sondern alleine auf unserer Strecke zweimal die Böden feucht aufgewischt — da kommt die Deutsche Bahn nicht mit.
Bye-bye Ayutthaya, hallo Sukhothai!
Wie immer haben wir bereits am Abend zuvor recherchiert und unsere Unterkunft in Sukhothai gebucht. Die Wahl fiel auf das kleine Hotel Thai Thai Sukhothai, welches besonders durch die Nähe zum Historical Park punktet.
Dieser bildet mit seinen Ruinen des ehemaligen Königreichs das Herzstück von Alt-Sukhothai. Der neue Teil der Stadt liegt 13 km entfernt und dient den meisten nur als Durchgangsstation auf dem Weg zum Weltkulturerbe. Unsere Anreise gestaltet sich erfreulich problemlos. Vom Bahnhof in Phisanulok fahren wir mit dem Bus für 100 Baht nach Neu-Sukhothai und von dort für weitere 60 Baht mit dem Tuk-Tuk bis vor den Eingang unserer Unterkunft. Das ist übrigens wieder mal ein Zeugnis dafür, wie einfach es sich in Thailand reisen lässt: Ohne uns nähere Gedanken zu machen, wie wir von A nach B kommen, zieht uns die Transport-Logistik der Thais in ihren Sog und spuckt uns erst am Zielort wieder aus. Angst, mal nicht am gewünschten Punkt anzukommen, verspüren wir hier nicht.
Nach dem herzlichsten Empfang unserer bisherigen Reise treibt es uns zum Abschluss des Tages ins beste Restaurant unserer bisherigen Reise: Das Sinwana, nur 500 m von unserer Unterkunft entfernt. Im warmen Schein von Lampignos und Kerzenlicht sitzen wir im Garten, neben uns das seichte Geplätscher des Teichs und das Orchester tausender Insekten in der Ferne. So kann ein Tag ausklingen!
Nun aber: Sightseeing! Oder?
Tags drauf mieten wir uns zwei Fahrräder und machen uns auf zum Historical Park, der nur etwa 10 Radminuten entfernt liegt. Die klapprigen Drahtesel wirken zunächst wenig vertrauenserweckend, erfüllen aber ihren Zweck und ergänzen sich in ihrer Funktion: Während Verenas Ausführung über eine intakte Klingel, jedoch über untüchtige Bremsen verfügt, ist es bei meinem Rad genau andersrum. Mit also insgesamt einem voll fahrtauglichen Untersatz brechen wir auf und hoffen, dass das Wetter diesmal hält. Ein Blick in den Himmel hinterlässt gemischte Gefühle: Sonnenschein geht anders. Doch wir haben Glück, bleiben trocken und radeln in beinahe meditativer Atmosphäre vorbei an ehrwürdigen Buddha-Statuen, verfallene Tempelanlagen und kleinen Seen.
Weitere Bilder findet ihr in der Bildergalerie zu Sukhothai.
Weil wir uns in unserer Unterkunft so wohlfühlen und einen weiteren Tag Zeit haben möchten, durch die historische Anlage zu radeln, verlängern wir am Abend kurzerhand unseren Aufenthalt und bleiben nun drei statt der ursprünglich angedachten zwei Nächte — wir haben schließlich Zeit.
Voraussichtlich am Donnerstag geht es dann weiter nordwärts, wo unser Weg in die zweitgrößte Stadt Thailands führt — nach Chiang Mai.
Wer war bereits in Ayutthaya, Sukhothai und Chiang Mai? Selbst schon mal die Erfahrung gemacht, Pläne auf Reisen aufgrund des Wetters umstellen zu müssen? Schreibt es in die Kommentare!
3 Comments
[…] Thailand waren wir dafür in Ayutthaya und gleich für mehrere Tage im schönen Sukhothai, wo wir die historische Altstadt auf dem Fahrrad erkundet haben. Auch in Chiang Mai haben wir viele […]
Ayutthaya ist sehr schön und Chiang Mai ist auf jedenfall zu empfehlen. Mietet euch einen Roller und fahrt in den Nationalpark Doi suthep. Auf dem Weg nach oben könnt ihr zu einem Bergvolk abbiegen (da kann man sehr gut einkaufen ? ) und ganz oben gibt es ein Cafe mit einer wahnsinnigen Aussicht. Die Fahrt mit dem Roller dauert seeeehr lange aber es lohnt sich.
Falls ihr weiter nach Chiang Rai möchtet schaut euch den weißen Tempel an. Ich hab noch nie sowas tolles gesehen ?
Viel Spaß noch auf eurer Reise. Ich freue mich mehr von euch zu lesen und in Erinnerungen zu schwelgen ?
Grüße Alex
Hi Alex,
freut mich und uns, dass du durch die Berichte wieder ein wenig mitreisen kannst 🙂 Beim Doi Suthep waren wir tatsächlich gestern erst, immer wieder eine Reise wert. Chiang Rai haben wir ernsthaft überlegt, werden wir aber wohl auf einen späteren Aufenthalt verschieben — noch ein Grund, wieder zu kommen 😉