Heute sind wir nicht nur auf den Tag genau bereits drei Monate auf Weltreise, sondern auch schon vier Wochen in Neuseeland. Halbzeit!
Aufgrund der bekanntermaßen eher schlechten Anbindung ans Internet fiel die bisherige Berichterstattung etwas knapper aus. Das wollen wir heute wettmachen und zeigen euch die bisherigen Höhepunkte unserer Reise durch Aotearoa, wie das Land von den Maori genannt wird.
Viel Spaß!
1. Stopp: Picton
Gleich nachdem wir unsere Betty entgegen genommen haben, decken wir uns im Supermarkt mit Vorräten ein und setzen die Segel in Richtung Picton im Norden der Südinsel Neuseelands. Der kleine Hafenort bildet die Verbindung zwischen den beiden Inselteilen. Ich hatte mir von einem typischen Transport-Knotenpunkt nicht viel erwartet und wurde prompt eines Besseren belehrt: Picton erstrahlt unter einem stahlblauen Himmel von seiner besten Seite und lädt mit seiner Uferpromenade zum Spaziergang auf den Stegen ein. Kleinere und größere Wandertouren starten direkt am Wasser und führen hinauf zu bewaldeten Pfaden, durch deren Bäume hindurch man einen traumhaften Blick auf das Meer und den Ort erhält.
In Picton treffen wir uns mit Verenas Eltern, die sich ebenfalls gerade auf einer Rundreise durch Neuseeland befinden und im Anschluss nach Australien weiterfliegen.
2. Stopp: Nelson
Für die beiden geht es am nächsten Morgen mit der Fähre auf die Nordinsel, während wir uns landeinwärts nach Westen in Richtung Nelson begeben. Die Stadt ist besonders für zwei Dinge bekannt: Zum einen streitet sie sich mit dem 130 Kilometer entfernten Blenheim regelmäßig um den Titel „sonnenreichste Stadt Neuseelands“, zum anderen ist sie die Heimat des inzwischen verstorbenen Jens Hansen. Besagter Herr ist Begründer des gleichnamigen Juweliergeschäfts, welches noch immer existiert und das weltweit wohl bekannteste Schmuckstück hervorbrachte: Den EINEN Ring für die Verfilmungen des „Herr der Ringe“ und des „Hobbit“! Tatsächlich wurde hier nicht nur einer, sondern an die 40 Ringe in verschiedenen Größen gefertigt. Ehrensache, dass wir dort vorbeifahren mussten! Ich glaube, selten hat sich ein männlicher Vertreter derart fasziniert die Nase an einer Glasscheibe plattgedrückt, um einen dahinter liegenden Ring zu bestaunen. Letztlich hätte dort wohl auch eine Fälschung aus geschickt gefaltetem Hanuta-Goldpapierchen liegen können: Der Gedanke, dass das da DER Ring war — unbezahlbar.
3. Stopp: Tagestour im Abel Tasman Nationalpark Picton
Nächster Punkt auf der Karte war der berühmte Abel Tasman Nationalpark, benannt nach dem ersten Europäer in Neuseeland. Unzählige Routen führen Wanderbegeisterte auf Wunsch mehrere Tage lang auf verschlungen Pfaden durch üppige Vegetation, vorbei an Sandstränden und schwankenden Hängebrücken. Wir begnügen uns mit der Ein-Tages-Tour, die aufgrund des bedeckten Himmels wenig schweißtreibend, aber fotoseitig dafür auch etwas weniger imposant daherkommt. Lohnenswert ist der Track aber allemal.
4. Stopp: Farewell Spit
Eines der bisherigen Highlights unsere Reise ist die Fahrt zum nördlichsten Punkt der Südinsel, dem Farewell Spit. War die Strecke dorthin landschaftlich schon ein Genuss, setzt die anschließende Wanderung dem Ganzen trotz des eisigen Winds die Krone auf:
Zwischendurch denken wir wirklich, am Ende der Welt angekommen zu sein. Soweit das Auge reicht nur weißer Sand, der vom Wind hauchdünn über den Boden in Richtung Meer getragen wird, sowie hier und da mal ein Strauch oder Busch. Ein beeindruckendes Schauspiel! Hier oben beziehen wir auch eines der windigsten Nachtlager: Zwar haben wir aus dem Camper hinaus eine tolle Sicht auf das tosende Wasser, dementsprechend durchgeschüttelt werden wir nachts dann aber auch. Unsere Betty zeigt sich standhaft und trotzt den Böen mit Bravour.
5. Stopp: Greymouth und Hokitika
Während uns Greymouth vornehmlich durch den schönen Top 10 Holiday Park in Erinnerung bleibt, gilt das nur 40 Kilometer entfernte Hokitika als erste Anlaufstelle für Jade-Schmuck, für den Neuseeland weltweit bekannt ist. Ein solches Stück baumelt nun um Verenas Hals, verziert mit einem silbernen Farn, dem landestypischen Gewächs.
6. Stopp: Über den Arthur’s Pass zurück nach Christchurch
Sie gilt als eine der schönsten Strecken Neuseelands: Die Route über die neuseeländischen Alpen über den Arthur’s Pass. In niedrigen Gängen scheuche ich Betty durch die Kurven der endlos scheinenden Serpentinen, vorbei an zerklüfteten Bergmassiven, Schluchten und Tälern. Eine tolle Strecke, die wir während unseres Aufenthalts nach Möglichkeit noch einmal fahren möchten — mit der Hoffnung auf klaren Himmel.
In Christchurch sammeln wir meinen Bruder Steffen und seine Freundin Romy am Flughafen ein. Die beiden kommen uns für drei Wochen in Neuseeland besuchen und sind ihrerseits ebenfalls mit dem Camper unterwegs. Die kommenden Wochen machen wir daher als Konvoi die Straßen Neuseelands unsicher — Walkie-Talkie für die Kommunikation während der Fahrten inklusive!
7. Stopp: In Richtung Süden nach Dunedin und durch die Otago Peninsula
Dunedin, einstmals reichste Stadt Neuseelands und heute zweitgrößte Stadt der Südinsel, besticht besonders durch ihren schottischen Einschlag. Wir haben einen straffen Zeitplan und verbringen nur wenige Stunden hier, Verena und ich wollen auf dem Rückweg nach Christchurch (wir geben unseren Camper hier Anfang Mai wieder ab) nach Möglichkeit nochmal einen Abstecher in der bunten Stadt einlegen. Stattdessen fahren wir weiter durch die herrliche Gegend der Otago Peninsula.
8. Stopp: Bluff und Invercargill, die südlichsten Städte Neuseelands
Wer nur wenige Wochen Zeit hat, wird wohl kaum bis runter nach Bluff oder Invercargill fahren, haben die beiden Städte für sich genommen doch wenig Reizvolles zu bieten. Für uns liegen sie günstig auf der Strecke und der Umstand, dass es sich hierbei um die südlichsten Punkte Neuseelands (und im Falle von Bluff sogar um die erste europäische Stadt des Landes) handelt, ist uns einen kurzen Stopp wert.
9. Stopp: Milford Sound
Der 15 Kilometer lange Milford Sound ist ein Fjord auf der Südinsel Neuseelands und als Weltnaturerbe der UNESCO die wichtigste Touristenattraktion der Region — selbstredend, dass wir hier eine Bootstour unternehmen müssen! Zum Glück finden diese auf großen Schiffen statt, so dass auch Menschen mit anfälligen Mägen den Trip genießen können. Wir haben Glück mit dem Wetter und einen richtig tollen Ausflug:
10. Stopp: Besuch in Queenstown und Wanderung zum Mount Cook
Die Gegend in und um Queenstown ist weltberühmt für sein umfassendes Angebot adrenalinfördernder Tätigkeiten jedweder Art. Aus aller Herren Länder pilgern Adrenalin-Junkies in das direkt am Wasser gelegene Städtchen, um sich aus Flugzeugen oder in die Wellen zu stürzen, Berge zu erklimmen oder mit dem Mountainbike von selbigen hinabzubrettern. Queenstowns Ruhm ist gleichzeitig sein Verhängnis: Hier wäre es bedeutend schöner, wäre nur die Hälfte der Besucher vor Ort. Im besten Fall die richtige Hälfte: Morgens um halb zehn stürzen hier die ersten sturzbetrunkenen Typen aus den Bars und es steht zu befürchten, dass sich im Laufe des Tages noch etliche hinzugesellen. Nach derlei Action beziehungsweise Völlerei steht uns nicht der Sinn, wir begnügen uns mit einem Besuch im Kiwi-Reservoir, wo wir Neuseelands Wappentier hautnah zu Gesicht bekommen.
Um die Stadt herum und in den Gebieten des nahegelegenen Twizel sowie Glenorchy wurden zahlreiche Sequenzen des Herrn der Ringe und des Hobbits aufgezeichnet, dementsprechend pittoresk präsentiert sich die Landschaft — allen voran liegt hier auch das Postkartenmodel Mount Cook. Die zugehörige Wanderung rund um den mächtigen Berg zählt schon jetzt definitiv zu den Höhepunkten unseres Besuchs.
11. Stopp: Lake Tekapo
Ein weiteres dankbares Fotomotiv findet sich mit der „Church of the Good Shepard“ am Lake Tekapo:
Unweit dieses Sees liegt mit dem Lake Pukaki ein weiteres Gewässer und einer der schönsten Camping-Spots unserer bisherigen Tour durch Neuseeland. Sonnenuntergang am Wasser mit Blick auf den Mount Cook — Traveller-Herz, was willst du mehr?
12. Stopp: Kajaktour im Abel Tasman Nationalpark
Tolles Wetter erhoffen wir uns auch für unsere Rückkehr in den Abel Tasman Nationalpark, den wir diesmal vom Kajak aus erkunden wollten. Und siehe da: Wir werden erhört! Bei strahlendem Sonnenschein nimmt uns Paddel-Guide Aaron in Empfang und nach einer kurzen Instruktion sind wir auch schon auf dem Wasser. Steffen und ich übernehmen in unseren Booten jeweils den Part des Steuermanns und lenken uns sicher übers kühle Nass. Die Mittagspause halten wir am Strand in Sichtweite des Split Apple Rock ab, einem Steingebilde, dass an gespaltenes Fallobst erinnert. Insgesamt vier Stunden dauert die spaßige Tour, den leichten Muskelkater am Abend nehmen wir danach gerne in Kauf.
13. Stopp: Überfahrt auf die Nordinsel
Wir verabschieden uns vorerst von der Südinsel und nehmen in Picton die Fähre in Richtung Wellington auf der Nordinsel. Die Überfahrt kostet für Mensch und Maschine rund 300 NZ-Dollar — ganz schön happig! Drei Stunden dauert das Übersetzen, welches zumindest mir durchaus auf den Magen schlägt. Verena bekommt davon nichts mit, die Glückliche verschläft den Großteil der Fahrt in seliger Ruhe.
Das Schiff selbst ist riesig und das Prozedere vom Einchecken bis zum Verlassen gut organisiert. An Bord lässt sich die Zeit mit Fernsehen oder in einem der großzügig gestalteten Restaurants und Cafés vertreiben.
14. Stopp: Wellington
Der Hauptstadt Neuseelands statten wir zunächst nur einen sehr kurzen Besuch ab. Tatsächlich fahren wir schnurstracks in Richtung der Weta Studios, die für die Kostüme und Requisiten der Herr der Ringe- sowie der Hobbit-Verfilmungen verantwortlich zeichnen. In der angeschlossenen Weta Cave können Tolkien-Fans ihr Erspartes für Merchandise auf den Kopf hauen und an verschiedenen Touren zu den Drehorten der beiden Trilogien teilnehmen. Dazu ist bei unserem ersten Besuch leider keine Zeit, Verena und ich werden in den kommenden Wochen jedoch hierher zurückkommen und das volle Touren-Programm mitnehmen — ich freu‘ mich drauf!
15. Stopp: Tongario Crossing
Und noch mehr Mittelerde-Feeling! Ein jeder, der schon mal mit Buch oder Film in Berührung gekommen ist, wird in diesem Zuge auch vom Schicksalsberg (oder dem Feurigen Berg beziehungsweise Mount Doom) gehört haben. Das ist die Stelle, an der der Eine Ring geschmiedet wurde und in dessen Feuer Frodo und Sam ihn zu zerstören gedenken. Der Berg, der im Film Pate stand sowie dessen Ausläufer zählen zu den beliebtesten Trekking-Routen Neuseelands — die es durchaus in sich haben: Die Ein-Tages-Tour wird mit 7 Stunden Dauer angegeben und fordert Wanderern einiges ab.
Wo sich das Anfangsstück noch gemächlich zeigt, zieht die Strecke bald ordentlich an und führt steil bergauf. Immerhin: Wir können nicht behaupten, wir seien nicht gewarnt worden:
Zu allem Überfluss windet es bald gewaltig, was den Aufstieg zusätzlich erschwert. Doch was tut man nicht alles für ein paar schöne Ausblicke?
Wir beenden den Trek in rund 6 Stunden und sind trotz (oder gerade wegen) aller Anstrengungen am Abend glücklich und auch klein wenig stolz.
16. Stopp: Rotorua und Maori-Dorf
Die heißen Quellen von Rotorua sind wahrscheinlich der einzige Ort der Welt, den man gerade wegen seines miesen Geruchs besucht: Hier stinkt es nämlich dank des aufsteigenden Schwefels gerne mal nach faulen Eiern. Wir halten die Luft an und erfreuen uns an den brodelnden Quellen und den bunten Gesteinsfarben.
Am Abend steht mit dem Besuch eines Maori-Dorfs ein wenig Kultur auf dem Programm. Nachkommen der einstigen Ureinwohner des Landes geben hier Einblicke in ihre Geschichte und Lebensweise — und das nicht etwa in Form staubtrockener Dia-Vorträge, sondern hautnah zum Miterleben. So finden Steffen und ich uns alsbald inmitten einer großen Männerrunde beim berühmten Haka-Tanz wieder. Neben musikalischen Einlagen wartet zum Abschluss außerdem ein echtes Hangi auf uns, bei dem nach alter Maori-Art Essen in riesigen Erdlöchern zubereitet wird. Wenngleich der dadurch hervorgerufene erdige Eigengeschmack mir nicht ganz zusagte, war der Abend für sich definitiv ein Erlebnis.
17. Stopp: Hobbingen-Filmtour in Matamata
Ah, Hobbingen, meine Perle! Das Filmset des Auenlands aus dem Herrn der Ringe und dem Hobbit bekommt in Kürze einen eigenen Artikel gewidmet, daher hier nur so viel: Als Fan mein Highlight schlechthin!
18. Stopp: Coromandel-Halbinsel und Hot Water Beach
Die Coromandel-Halbinsel im Nordwesten besticht besonders durch ihre schöne Landschaft und macht bereits aus dem fahrenden Auto heraus eine tolle Figur. Unser Ziel ist der Hot Water Beach, ein Strand, an dem man sich mit der Schaufel ein Loch graben und sich dann in das hervortretende heiße Wasser setzen kann. Soweit die Theorie. Tatsächlich sind am Strand hunderte Menschen versammelt, die alle wie wild im Sand buddeln — und nur wenige scheinen dabei wirklich auf warmes Wasser zu stoßen, wie man an den vereinzelt aufsteigenden Dampfschwaden erkennen kann. Wir ziehen es bald vor, uns abseits des Trubels entlang des weitläufigen Strands ein einsames Plätzchen zu suchen und den Tag ganz klassisch in der Sonne gepaart mit Meeresrauschen zu genießen. Das hereinbrechende Wasser ist zwar alles andere als „hot“, aber einen kurzen Ausflug ins Nass lassen wir uns dennoch nicht nehmen.
19. Stopp: Cape Reinga
Am nördlichsten Punkt der neuseeländischen Nordinsel befindet sich das Cape Reinga samt schönem Leuchtturm. Am Cape treffen zwei verschiedene Wassermassen aufeinander: der Pazifische Ozean und die Tasmansee, was zu eindrucksvollen Wellen und Verwirbelungen führt. Wo es die Nordinsel insgesamt nicht mit der landschaftlichen Schönheit der südlichen Schwester aufnehmen kann, ist die Fahrt hierher, ähnlich wie schon um die Coromandel-Halbinsel, streckenweise wirklich eindrucksvoll.
20. Stopp: Auckland
Aktuell sind wir in Auckland, wo wir Steffen und Romy an den Flughafen gebracht haben und uns nun auf die nächsten vier Wochen in Neuseeland vorbereiten. Zwei Wochen planen wir für die restlichen Abschnitte der Nordinsel ein, bevor es dann mit der Fähre zurück in den Süden geht, wo wir Anfang Mai unsere Betty in Christchurch abgeben.
Doch bis dahin geht zum Glück noch viel Zeit ins Land.
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