Mit großen Augen sieht mich Elle, Nat’s Cousine und während ihrer Abwesenheit Chefin des Nautical Home, in diesem Moment an. „You going too?“ Ich grinse und noch bevor ich antworten kann, kommt Verena mir zuvor und entgegnet kess, dass ich es daheim ja schließlich auch tun müsse, auf dass sie am Abend was Ordentliches vorgesetzt bekäme.
Was war passiert? Die Überschrift des Artikels verrät es bereits: Wir haben soeben einen Kochkurs gebucht! Für manchen Thai wohl noch immer eher eine Frauen-Domäne, finden wir einen solchen Lehrgang eine schöne Abwechslung zum Strand-Alltag und — anders als so manch eher kitschiges Mitbringsel — ein tolles Andenken, von dem man auch langfristig etwas hat. Der Kurs dauert einen halben Tag von morgens bis zum Mittag und kostet pro Person 1.500 Baht, umgerechnet also rund 40 Euro.
Vor der Kür kommt die Pflicht: Shopping auf dem Thai-Markt
Pünktlich um 9 Uhr werden wir am Folgetag von der Veranstalterin des Kurses abgeholt, die sich uns als Pui vorstellt. Der Reihe nach sammelt sie die Teilnehmer in deren Unterkünfte ein. Unsere Gruppe besteht aus sechs Personen, neben uns nehmen noch zwei deutsche Frauen und ein Pärchen aus der Schweiz teil.
Noch im Auto wählt jedes Paar aus einer umfangreichen Menüliste drei zu kochende Mahlzeiten aus. Am Ende des Kurses stehen somit neun Gerichte bereit, von den Teilnehmern verkostet zu werden. Schade ist, dass wir die einzigen sind, die Vegetarisches auf der Speisekarte haben. Für Verena beschränkt sich die Auswahl damit auf die selbst zubereiteten Gerichte.
Wir entscheiden uns für Papaya-Salat, vegetarisches Massaman Curry sowie herzhafte Frühlingsrollen. Außerdem gibt es:
:: Ananas mit gebratenem Reis
:: Ingwerhühnchen mit schwarzen Morcheln
:: Gebratenes Hühnchen mit Cashew-Nüssen
:: Garnelen mit gelbem Curry in Kokosnussmilch
:: Meeresfrüchtesalat mit duftenden Kräutern
:: Garnelensuppe mit Zitronengras
Bevor es ans eigentliche Kochen geht, wollen zunächst die Zutaten besorgt werden — und wo ginge das authentischer als auf einem thailändischen Markt? Zielstrebig lenkt Pui den Wagen durch verwinkelte Gassen und hält vor einer mit Wellblech überdachten Fläche. Im Grunde unterscheidet sich der Handelsplatz nicht sonderlich von denen aus der Heimat — mit der Ausnahme, dass man es hier mit Hygienevorschriften, Lebensmittelverordnungen und der Kühlkette vielleicht nicht ganz so genau nimmt.
Es ist ein Jammer, dass das Geruchsinternet noch nicht erfunden ist, es würde diesen Beitrag um ein vielfaches erlebbarer machen. In Worten lässt es sich kaum beschreiben, nach wieviel tausend unterschiedlichen Noten es hier riecht — in der Nähe der Fleisch- und Fischauswahl sind diese, wie man sich denken kann, besonders ausgeprägt. Verena als Vegetarierin läuft an diesen Ständen mit vorgehaltener Hand im Stechschritt vorbei, ich bin im Sinne der Berichterstattung tapfer und schalte über die Dauer der Fotoaufnahmen auf Flachatmung um.
Auf die Schürze, fertig, los!
Nachdem alle Zutaten besorgt sind, fahren wir zu Pui’s Gästehaus, in dem sie die Kurse abhält und das sie gemeinsam mit ihrem deutschen Mann betreibt. Die beiden haben sich hier ihr kleines, im Grünen gelegenes Reich geschaffen, in dem es sich prima aushalten lässt.
Wir binden unsere totschicken Kochschürzen um (ja, wir haben tatsächlich eine für Zuhause mitgenommen), waschen uns artig die Hände und machen uns ans Werk. Die aufwendiger zu bearbeitenden Zutaten wie Fisch und das Fleisch schneidet Pui mit ihren Helferinnen vor, wir Koch-Azubis haben indes auch schon mit den vermeintlich leichteren Tätigkeiten alle Hände voll zu tun.
Mit der zuvor getroffenen Wahl unserer Frühlingsrollen liegen wir goldrichtig: Nicht nur, dass sie am Ende super schmecken sollten, die Herstellung birgt obendrein eine soziale Komponente: Gemeinsam sitzen wir an einem Tisch und in der Gruppe schneiden, raspeln und rollen wir, was das Zeug hält. Auf das Ergebnis sind alle Beteiligten mit Recht ein bisschen stolz und kurz überlegen wir, uns beruflich neu zu orientieren und ganz groß ins Frühlingsrollen-Geschäft einzusteigen.
Während sich die Frühlingsrollen von ihrem heißen Ölbad erholen, werden wenige Meter weiter schon die nächsten Gerichte zubereitet. An drei Kochstationen nehmen die Ananas mit Reis, das gebratene Hühnchen mit Cashew-Nüssen und die Garnelen mit gelbem Curry in Kokosnussmilch nach und nach Gestalt an, unterdessen erklärt Pui Hintergründe zu den Speisen und deren Zutaten. Neben frischem Gemüse sind es meist verschiedenartige Pasten, die den Currys und Soßen ihren unverwechselbaren Geschmack geben. Das ist insofern schade, als das eben diese Pasten schon fertig sind und wir so nicht genau erfahren, was da letztlich in welcher Menge reinkommt. Mal sehen, was sich in deutschen Asia-Märkten in dieser Hinsicht auftreiben lässt.
Kurze Zeit später sind alle Speisen servier- und verzehrbereit und wir können zum wichtigsten Teil des Kurses übergehen.
Fazit zum Thai-Kochkurs bei Pui
Wir verbrachten einen schönen Vormittag mit Pui und ihrem Team. Die kleine Gruppengröße ist ideal, um jeden in die anfallenden Aufgaben einzubinden. Durch die Vielzahl gekochter Gerichte kann man sich herrlich durchprobieren — zumindest theoretisch, Vegetarier müssen hier auf das Gutwollen der anderen Teilnehmer hoffen.
Klar ist auch, das in den wenigen Stunden kein Meisterkoch geboren wird, zumal manche Zutaten wie die Pasten für Currys bereits fertig sind und man hier nur erahnen kann, was in welcher Menge letztlich drin ist. Nichtsdestotrotz erhält man hier einen schönen Einblick in die thailändische Küche und Kochweise und kann sich dank der mitgegebenen Rezepte am heimischen Herd selbst daran versuchen.
Bei uns jedenfalls steht nach der Rückkehr künftig häufiger thailändisch auf dem Speiseplan!
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